Kennen Sie die Situation: Sie nehmen sich vor, Ihrem Kollegen endlich mal die Meinung zu sagen. Wenn Sie ihm dann gegenüberstehen, kommen Sie sich aber klein vor. Ihre eigenen Argumente prallen an ihm ab; Sie schaffen es nicht, ihn von Ihrer Meinung zu überzeugen, obwohl Sie sich intensiv auf dieses Gespräch vorbereitet haben. Dabei handelt es sich um ein typisches Statusspiel.

Was ist passiert? Wie konnte Ihr Kollege oder Kollegin Oberwasser bekommen? Wieso fühlen Sie sich auf einmal unterlegen? Wenn sich zwei Menschen begegnen, dann läuft automatisch das Statusspiel ab. Dieses Spiel dauert nur wenige Augenblicke. In dieser kurzen Zeitspanne entscheidet sich, wer welchen Status einnimmt. Nach einer kurzen Sequenz entscheidet sich, welche Person wo steht:

  • eine Person im Hochstatus (demonstriert durch sein Verhalten
    Überlegenheit, übernimmt die Kontrolle)
  • und die andere Person im Tiefstatus (demonstriert durch sein
    Verhalten Unterlegenheit, gibt die Kontrolle ab)
  • beide im Gleichstatus (demonstriert durch sein Verhalten die
    Ebenbürtigkeit, teilt die Kontrolle)

Der Hochstatus ist nicht besser oder sympathischer als der Tiefstatus. Der Status selbst hat auch nichts damit zu tun, ob ein Mensch freundlich oder unfreundlich ist, sondern damit, welche Strategien er einsetzt, um seine bewussten oder unbewussten Ziele zu verfolgen.

Keith Johnstone

Das Statuskonzept geht auf Keith Johnstone zurück. Mit dem Prinzip der Wippe „Ich geh rauf und du gehst runter“, beschreibt er das Spiel zwischen Menschen, die den Hoch- oder Tiefstatus einnehmen. Dieses Statusspiel wird ständig von allen Menschen in allen Altersklassen, überall auf der Welt gespielt. Tag für Tag.

Der Status bezieht sich immer auf zwei spezifische Personen: eine Person A kann sich gegenüber der einen Person B im Hochstatus und gleichzeitig gegenüber einer anderen Person C im Tiefstatus befinden.

Während des Statusspiels kann eine Person ihr Gegenüber durch einseitiges Verhalten in den Hoch-, Tief- oder Gleichstatus drängen. Das Statusspiel, so wie es Keith Johnstone versteht, unterscheidet sich in der Regel von dem sozialen Status, der uns durch ein Amt, eine Stellung oder Rolle zugeteilt wird.

Statusspiele werden immer gespielt, wenn Menschen zusammenkommen. Es findet statt im, Arztzimmer zwischen den Privat- und Kassenpatienten, auf Klassentreffen, im Verein und in der Familie.

Statusspiel beim Medikamentenpoker

Ab einem bestimmten Alter gehört der Medikamentenpoker zu den beliebten Statusspielen. Es geht darum, wer vom Arzt die teuersten Pillen verschrieben bekommt, um den höchsten Blutdruck oder die höchsten Zuckerwerte, den kompliziertesten Bruch oder die schwierigste Operation zu heilen. Oft verknüpfen diese Patienten ihre Erzählungen mit einer Geschichte darüber, wie sie am Montagmorgen beim Arzt zwei Stunden warten mussten, weil mal wieder eine Reihe von Privatpatienten vom Arzt bevorzugt behandelt wurden.

Autokauf und Statusspiel

Beim Autokauf werden wahre Rabattschlachten ausgetragen, ein typisches Statusspiel. Gewonnen hat, wer den höchsten Rabatt ergattert hat. Es geht auch darum, wer den geringsten Treibstoffverbrauch hat. Teure Reparaturen und das Montagsauto sind beliebte Beispiele für den Tiefstatus.

Kennzeichen von Statusspielen in der Kommunikation

Aber nicht nur der Inhalt ist entscheidet darüber, ob sich jemand beim Statusspiel im Hoch- oder Tiefstatus befindet, es kommt auf den Gesamteindruck an. Personen, die sich inhaltlich in den Tiefstatus begeben, können sich auf der Ebene der Köpersprache im Hochstatus befinden. Eine Schilderung über das Montagsauto, das mal wieder in die Werkstatt muss, wirkt befremdlich, wenn es mit einem breiten Grinsen einhergeht. Der Status
einer Person zeigt sich in der verbalen (Sprache), nonverbalen (Körpersprache, Verhalten) und paraverbalen (Stimme, Stimmung) Kommunikation

KommunikationsformBeschreibung
verbale KommunikationInhalt (worüber gesprochen wird) Fachsprache Umgangssprache Fremdsprache
Nonverbale KommunikationMimik (Mund, Augen, Augenbrauen, Stirn) Gestik (Hände, Haltung der Arme) Physiologie (Körperhaltung, Atmung, Kopfhaltung, Haltung der Beine und Fußstellung)
Paraverbale KommunikationTempo der Sprache Klang Lautstärke Rhythmus

Diese Signale drücken aus, ob sich eine Person im Hochstatus oder Tiefstatus befindet. Er ist unabhängig von der Rolle, die eine Person einnimmt. Ein Vorgesetzter kann sich gegenüber einem Mitarbeiter im Tiefstatus befinden. Da es anfangs schwer ist, alle diese Punkte zu beobachten, sind in der nachfolgenden Tabelle die wichtigsten Punkte zusammengefasst

Statusspiele und Körpersprache

HochstatusBTiefstatus
KopfhaltungKopf hochKopf schräg nickt mit dem Kopf
FußstellungNach außen gerichtetnach innen gerichtet
Körperhaltung straffe Körperhaltungzusammengesunken
Bewegungraumgreifende Schritte der Raum gehört mir zielgerichtete Bewegungen aufrechter Gangeher an der Wand stehend nimmt kaum Platz ein macht anderen sofort Platz schlaffer Gang
Atmungruhige und gleichmäßige Atmungeher flache und schnelle Atmung
Blicksucht und hält den Blickkontaktsucht den Blickkontakt,
hält ihn aber nicht schaut öfters weg
 zwinkert / blinzelt selten schaut eher horizontal oder nach oben der Blick ist ruhigzwinkert / blinzelt öfters schaut eher nach unten der Blick schweift oft umher
Arme und Händeruhige Armbewegungen Arme sind am Körperangelehnt die Hände bleiben ruhig in der Körpermittefahrige Armbewegungen häufiges berühren des Gesichtes mit den Händen
Berührungenkeine Berührungen eigenen Körpershäufiges berühren des
eigenen Körpers
Ganggeht ohne mit der Wimper zu zucken zielstrebig auf andere zuzusammengesunken
Redenredet wann er will lässt sich durch andere nicht unterbrechenschweigt wenn andere reden oder wenn andere ihn unterbrechen

Sprache (verbale Kommunikation)

 HochstatusTiefstatus
Inhaltklare Aussagen Argumente sind hieb und stichfestausweichende Aussagen redet um den heißen Brei herum
Fehlerbehauptet, er habe sich nichts zu Schuldenkommen lassenneigt zu Entschuldigungen
GeschichtenDie Geschichten, dieer erzählt sind noch prächtiger als die aller VorrednersEr besitzt das Montagsauto ist bei jedem Stau dabei

Stimme (paraverbale Kommunikation)

 HochstatusTiefstatus
Stimmungherzhaftes Lachen klare Stimmegekünsteltes Lachen hüsteln, räuspern stottern
Stimmevolle Stimme normal lautes Sprechen eher tiefe Stimmlagedünne Stimme leises sprechen eher hohe Stimmlage
Lautemmh, jaääh, tja ..

Bewusstwerden des eigenen Status

In der nachfolgenden Tabelle ist beschrieben, wie man sich seinen eigenen Status
bewusst machen kann, um ihn dann dafür einzusetzen, die eigenen Ziele in der jeweiligen
Interaktion mit dem Gegenüber zu verwirklichen.

 Beschreibung
wahrnehmen deseigenen StatusIn welchem Kontext findet das Statusspiel satt in welchem Status befinde ich mich gerade innerlich. wie verhalte ich mich in dem Statusspiel (Körpersprache, Stimme, Inhalt) in welchem Status befinde ich mich gerade äußerlich sind innerer und äußerer Status im Einklang
wahrnehmen des Status der anderen PersonWelchen Status zeigt mein Gegenüber Welchen Status weist er mir zu Wirkt mein Gegenüber kongruent
welche Entscheidungentreffe ich bezüglich des
Satus Einsatzes
Nehme ich das Statusangebot meines Gegenübers an? mache ich ein eigenes Statusangebot?

Viel Erfolg bei der Beobachtung des eigenen Status und dem Status des Gegenübers.