Wer bin ich? Diese Frage beantwortet sich jeder Einzelne gewissermaßen instinktiv durch Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Mit Selbstwahrnehmung sind keinesfalls nur das eigene Spiegelbild und die äußerliche Erscheinung gemeint. Zunächst ist die Wahrnehmung ein biologischer Prozess des Nervensystems, der zum Ziel hat mit Hilfe aller menschlichen Sinne Informationen zu gewinnen, um diese dann einordnen und bewerten zu können. Da die Selbstwahrnehmung auch ein psychologisches Phänomen ist, rücken außerdem noch die inneren Sinneseindrücke, also Emotionen und unsichtbare, seelische Prozesse in das Aufmerksamkeitsfeld.

Wir selbst haben es in der Hand wie und was wir über uns selbst denken, und wie wir uns selbst wahrnehmen können.  Woran soll man sich erinnern, wenn man einmal über dich spricht?   Jeder Mensch ist etwas Einzigartiges auf der Welt. Aber, wie nehmen Menschen sich selbst wahr? Jeder Mensch darf und muss seine Spuren auf der Welt hinterlassen. Menschen, die dir wohlgesonnen sind, können dich dabei unterstützen. Begegne den Menschen mit Achtung und Respekt, sie werden es dir danken. Denke immer an das alte Sprichwort: „was du säst, das wirst du ernten“.  Die nachfolgenden Tipps sind dazu gedacht, sich selbst einmal anders wahrzunehmen.

Selbstwahrnehmung – wozu ist das gut

Selbstwahrnehmung, auch Eigenwahrnehmung genannt, ist die Wahrnehmung der eigenen Person, des Selbst. Selbstwahrnehmung und Selbstbeobachtung dienen gleichermaßen dem Zweck einer individuellen Bewusstseinsbildung und sind für das Selbstbewusstsein eines Menschen unentbehrlich. Das Gegenstück zur Selbstwahrnehmung ist die Fremdwahrnehmung, welche die Wahrnehmung der eigenen Person durch Andere darstellt.

Die Selbstwahrnehmung kann durch Abwehrmechanismen wie Verzerrung, Verleugnung oder Verdrängung beeinflusst werden. Diese erworbenen psychologischen Verhaltensmechanismen gehören zu einem Fehlverhalten, das als Selbsttäuschungen bekannt ist. Oft hat diese Selbsttäuschung ihren Ursprung in zu hochgesteckten Zielen und Wunschbildern, welche die Person nicht erfüllen oder erreichen kann. Wer ein Idealbild von Perfektion im Kopf hat und stur daran festhält, leidet oft an Scham und Angst, andere könnten die eigenen Unzulänglichkeiten bemerken. Eine Akzeptanz des Selbstbildes ist bei verzerrter Selbstwahrnehmung gestört und nur schwer möglich.

Selbstbild

Das Selbstbild ist die Summe der eigenen Selbstwahrnehmungen, Fremdwahrnehmungen und Erfahrungen durch Selbstbeobachtung, sowie Interaktion im sozialen Raum. Es setzt sich aus drei Dimensionen zusammen:

  • Kognitive Elemente: Vorstellungen von den eigenen Eigenschaften und dem eigenen Wesen
  • emotional-affektive Elemente: Selbstliebe und Antrieb
  • wertende Elemente:  Selbsteinschätzung und Einstellung zur eigenen Persönlichkeit

Nach dem Verständnis der Psychologie wird unser Selbstbild aus der Summe der Selbstwahrnehmungen und Fremdwahrnehmungen geformt. Die Selbstwahrnehmung erfolgt über unser Gehirn das die Informationen der Exterorezeptoren und Propriorezeptoren verarbeitet. Über Exterorezeptoren geschieht die nach außen gerichtete Selbstwahrnehmung (Gesichts-, Gehör- und Geruchssinn). Über die Proriorezeptoren erfolgt die innere Selbstwahrnehmung (Schmerzen, Muskelspannungen, etc.).

Die Selbstwahrnehmung kann im Gehirn durch interne Informationsprozesse, sogenannte Filter, verändert werden. Diese Prozesse tilgen, verzerren oder generalisieren die wahrgenommenen Informationen.

Sag ja zum Leben

Von Henry James stammt das Zitat „Hab keine Angst vor dem Leben. Glaub daran, dass das Leben es wert ist, gelebt zu werden, und dein Glaube wird dir helfen, Tatsachen zu schaffen.“

Ja zum Leben zu sagen, bedeutet, dass Du es erlaubst, dass für Dich alle Möglichkeiten offen sind. Öffne dein inneres Auge um alle diese Möglichkeiten wahrzunehmen.

Du hast die Möglichkeit in Wohlstand zu leben, einem motivierenden Beruf auszuüben und ein erfülltes Leben zu leben. Sag ja zu einer Beziehung, die Dich mit Liebe und Kraft erfüllt, dich unterstützt und zufrieden macht. Wir haben die Möglichkeiten dies in unserer Vorstellung selbst wahrnehmen zu können.

Sag ja dazu, Deine eigenen Entscheidungen zu treffen und bitte nicht erst um die Erlaubnis von anderen Personen. Sag ja zu einem Leben ohne Schuld und Furcht. Sag ja zu einem Leben, in dem Du glücklich bist und die Chancen wahr nimmst, die sich Dir anbieten. Sag ja zu den Errungenschaften der Technik und Medizin, die zum Besten des Menschen dienen und das Leben lebenswert machen. All das können wir in Gedanken selbst wahrnehmen.

Selbstbewertung

Die Selbstwahrnehmung ist die Basis, für die Selbstbewertung, die Selbsteinschätzung und für ein gesundes Selbstbewusstsein. Unter Selbstwahrnehmung versteht man die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle, Emotionen, Eigenschaften und die persönliche Ausstrahlung wahrzunehmen und richtig einzuschätzen.

Die gesunde Selbstwahrnehmung ist ein wichtiger Schritt um ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. Dazu gehört es, den eigenen Körper, die eigenen Gefühle und Emotionen richtig wahrzunehmen. Wir müssen wissen, was wir fühlen, wie es uns geht, wie wir uns selbst wahrnehmen, wie wir auf andere wirken. Es geht auch um die Bereitschaft, einmal tief in sich hineinzuschauen.

Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind

Bei der Selbstwahrnehmung müssen Sie ehrlich zu sich selbst sein. Sonst gehen Sie in den weiteren Schritten von einem Ergebnis aus, was nicht stimmt. Das kann fatale Folgen haben.

Stellen Sie sich einmal vor, ein Reisender möchte mit dem Zug von München nach Hamburg fahren. Er geht in München zum Hauptbahnhof, löst dort eine Fahrkarte nach Hamburg. Anschließend geht zum Bahnsteig und wartet dort auf den Zug. Er wartet mehrere Stunden, aber es kommt kein Zug der nach Hamburg fährt. Es wird auch nie ein Zug kommen, der von diesem Bahnsteig nach Hamburg fährt. Er ist nämlich am Hauptbahnhof von Heidelberg.

Dass der Beamte am Fahrartenschalte ihn nicht verstanden hatte, das hatte er bereits ignoriert. Und die großen Schilder mit der Aufschrift „Hauptbahnhof Heidelberg“ hatte er einfach übersehen. Sein Blick war auf ganz andere Dinge gerichtet.

Liebe dich selbst und andere bedingungslos.

Mit Liebe ist nicht die romantische Liebe des Mittelalters gemeint, sondern die bedingungslose, altruistische Hingabe an andere Menschen. „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit …“ – das Hohelied der Liebe, Korinther 13:3

Liebe darf nicht als Mittel der Kontrolle eingesetzt werden, denn das führt nur dazu, dass Misstrauen und Vorurteile entstehen. Liebe urteilt nicht, denn Menschen die man liebt beurteilt man nicht nach ihrem Aussehen oder Verhalten. Man beurteilt sie nach ihren inneren Werten. Menschen die man liebt sollte man so akzeptieren wie sie sind. Menschen nutzen das Wort Liebe ständig, ohne wirklich darüber nachzudenken, was es wirklich bedeutet. Sie lieben das Auto, das Eis oder einen Film. Der häufige Gebrauch dieses Wortes führt dazu, dass der Begriff immer mehr verflacht und seine ursprüngliche Bedeutung verliert.

Gesunde Selbstwahrnehmung

Prinzipiell gilt, wer durch Vergleich von Aussagen und Mitteilungen aus der Fremdwahrnehmung große Übereinstimmungen mit seinem Selbstbild findet, ist auch in der Lage sich selbstbewusst und sicher darzustellen. Große Diskrepanzen zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung führen zur Unsicherheit im sozialen Umgang mit anderen Menschen und im schlimmsten Fall zu sozialen Störungen. Umso mehr sich die eigenen Aussagen über Charakter und Eigenschaften einer Person mit ihrem Umfeld, also den Fremdbeobachtern deckt, desto realistischer und gesünder ist die Selbsteinschätzung dieser Person.

Mangelnde Selbstwahrnehmung

Mangelnde Selbstwahrnehmung hat etwas damit zu tun, dass wir in einer Art Alltagstrance sind. Unser Gehirn ist mit seinen Gedanken und Gefühle sind irgendwo anderes, nur nicht bei uns selbst. Wir sind mit unseren Gedanken in in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort oder mit anderen Menschen zusammen. Weit weg vom Hier und Heute, dem aktuellen Ort oder den Menschen mit denen wir zusammen sind.

Selbstwahrnehmung als Basis für Veränderungen

Die gesunde Selbstwahrnehmung ist der erste Schritt für eine Veränderung in die richtige Richtung und damit die Grundlage für den privaten und beruflichen Erfolg. Das erfordert Mut, Ruhe und Ehrlichkeit.

Sie brauchen Mut, denn Sie wissen nicht, wie das Ergebnis aussieht. Sie brauchen Ruhe, damit Sie ungestört in sich hineinschauen, hineinhören und hineinfühlen können. Und Sie brauchen Ehrlichkeit, denn die Selbstwahrnehmung ist die Basis für alle weiteren Schritte und Entscheidungen für ein gesundes Selbstbewusstsein.

Bei der Selbstwahrnehmung nehmen Sie Kontakt auf mit Ihrem Körper, mit Ihren Emotionen und Gefühlen, mit Ihrer Biografie, mit Ihren Wünschen, Träumen und Sehnsüchten. Der Wert der Selbstwahrnehmung ist darin begründet, dass er zu einer Offenlegung und Integration Ihres „Selbst“ führt. Sie ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Nur wenn wir über eine gesunde Selbstwahrnehmung verfügen, kann sich unsere Persönlichkeit in die gewünschte Richtung entwickeln-

Selbstwahrnehmung, und die Wirkung auf andere

Manchmal kommt es vor, dass wir uns in einem Gespräch über die Reaktionen unserer Gesprächspartner wundern. Wir erleben Sie abweisend oder verstehen ihr Verhalten uns gegenüber nicht. Eine Ursache dafür ist, dass wir uns selbst nicht richtig einschätzen und nicht wissen, wie wir auf andere wirken. Je besser wir uns selbst und unsere eignen Emotionen wahrnehmen, umso besser können wir auch andere Menschen verstehen.

Oft machen wir nur an Äußerlichkeiten fest, welche Wirkung wir auf andere ausüben. Dabei machen die Äußerlichkeiten nur einen Teil der Wirkung auf andere aus. Oft geht es uns dabei nur um die Kleidung, die Figur oder die Frisur. Wir halten uns oft für dicker, hässlicher und unattraktiver als wir selbst sind. Alles Dinge, die auf eine falsche Selbstwahrnehmung zurückzuführen sind.

Übung zur Selbstwahrnehmung, der richtige Ort

Suchen Sie sich dazu einen Ort aus, an dem Sie ungestört nachdenken können. Sie können sich in Ihren Lieblingssessel setzen, dabei eine Tasse Tee oder Kaffee trinken. Die folgende Liste hilft Ihnen, den richtigen Ort zu finden

  • der Ort sollte ruhig sein und unbelastet von schlechten Gefühlen sein
  • leise und beruhigende Musik kann Sie dabei unterstützen, sich zu entspannen
  • schalten Sie Ihr Handy und sonstige Geräte aus
  • tragen Sie eine bequeme Kleidung
  • sorgen Sie für einen angenehmen Duft

Übung zur Selbstwahrnehmung, Körperwahrnehmung

Um den eigenen Körper wahrzunehmen suchen Sie sich den richtigen Ort, so wie oben beschrieben. Bei dieser Übung sollten Sie die Augen schließen, damit Sie sich voll und ganz auf Ihr Innenleben konzentrieren können. Für diese Übung zur Selbstwahrnehmung nehmen Sie sich bitte 15 – 20 Minuten Zeit.

  • Lenken Sie die Aufmerksamkeit auf den ganzen Körper und alles was Sie an sich wahrnehmen können.
  • Achten Sie auf Ihren Atem, auf Wärme und Kälte, auf Körperspannung, Bewegungen, die Sitzfläche, die Rückenlehne und alle anderen Empfindungen.
  • Achten Sie auf die Gedanken, die kommen und gehen, auf Bilder und innere Stimmen, auf Stimmungen und auf Emotionen.
  • richten Sie die Aufmerksamkeit auf die Beine, das Becken, den Bauch, den Brustbereich, die Arme, die Schulter und zum Schluss auf das Gesicht.

In dem Augenblick, in dem Sie Ihre Aufmerksamkeit nach innen lenken, begegnen Ihnen eine Fülle an Wahrnehmungen (Körpergefühle, Emotionen, Gedanken, Bilder), die willkürlich auftauchen oder durch eine unsichtbare Kette miteinander verbunden sind. Diese Wahrnehmung ist verknüpft mit körperlichen Empfindungen.

In der Hektik der heutigen Zeit hören wir zu selten auf unseren Körper und beobachten ihn zu wenig. Dabei möchte er uns doch so viel erzählen. Und es ist gut, auf unseren Körper zu hören. Im Laufe der Zeit lernen Sie, sich immer besser zu beobachten und einzelne Köpergefühle inhaltlich und qualitativ besser voneinander zu unterscheiden.

Die Selbstwahrnehmung können Sie schulen. Nehmen Sie sich dazu regelmäßig Zeit. Führen Sie diese kleine Übung zur Selbstwahrnehmung überall dort durch, wo sich die Gelegenheit dazu bietet: zu Hause, auf dem Weg zur Arbeit, in der Pause, abends vor dem Einschlafen, wann immer es passt.

Selbstwahrnehmung – die neurologischen Ebenen

Für die Übung zur Selbstwahrnehmung suchen Sie sich den richtigen Ort, so wie oben beschrieben. Schließen Sie bei der Übung die Augen und stellen Sie sich dann die folgenden Fragen:

  • wie empfinde ich meine private und berufliche Umgebung
  • was sind die wichtigsten Menschen in meinem privaten und beruflichen Umfeld, im positiven und negativen Sinne.
  • was tue ich beruflich und privat
  • über welches Wissen verfüge ich, welche Fähigkeiten habe ich
  • welche Ressourcen stehen mir persönlich und aus beruflichem und privatem Umfeld zur Verfügung
  • was sind meine Überzeugungen, welche Regeln gelten für mich
  • was ist mir wichtig
  • welche Rollen im privaten und beruflichen Umfeld habe ich

Die Übung dauert so lange, bis Sie die Fragen alle beantwortet haben. Nehmen Sie sich für diese Übung sehr viel Zeit. Die Ergebnisse der Übung sollten Sie in Ihr Übungsheft schreiben.

Selbstwahrnehmung – die richtige Einschätzung

Ein ganz wichtiger Punkt bei der Selbstwahrnehmung ist die richtige Einschätzung der Ergebnisse. Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein neigen dazu sich zu unterschätzen. Im Volksmund sagt man dazu: „Sie stellen Ihr Licht unter den Scheffel“. Andere dagegen überschätzen sich und Ihre Fähigkeiten.

Die richtige Selbsteinschätzung sollte folgenden Kriterien entsprechen. Sie sollte:

  • objektiv und neutral und nicht voreingenommen sein
  • realistische sein und nicht verzerrt oder übertrieben
  • beschreibend und nicht wertend sein
  • frei von Folgerungen sein

Achten Sie bei den Übungen zur Selbstwahrnehmung auch einmal darauf, ob Sie vornehmlich positive oder negative Ereignisse wahrnehmen.