Das Wort Komplex leitet sich vom lateinischen Substantiv complexus ab, was so viel wie verschlungen bedeutet. Der Begriff wird verwendet, um eine strukturelle Konfiguration von unbewusstem Material (Gedanken, Erinnerungen, Ideen) zu beschreiben. Komplexe bilden sich, wenn es einen Konflikt zwischen dem Ich und dem Schatten gibt, z. B. wenn etwas in Ihrem Leben passiert ist, mit dem Sie nicht einverstanden sind, aber nicht in der Lage sind, diese Gefühle auszudrücken. Oft bilden sich Komplexe als Folge traumatischer Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben – das kann alles Mögliche sein, von Mobbing in der Schule bis hin zu dem Gefühl, von der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden, weil man schwul oder lesbisch ist, was das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen und Gefühle geringen Selbstwerts hervorrufen kann.

Einige Beispiele für Komplexe sind:

  • Ein Minderwertigkeitskomplex – das ist der Fall, wenn sich jemand im Vergleich zu seinen Mitmenschen minderwertig fühlt;
  • Überlegenheitskomplex – wenn sich jemand im Vergleich zu seinem Umfeld überlegen fühlt;
  • Märtyrerkomplex – wenn eine Person das Gefühl hat, dass ihr Leiden von anderen ignoriert oder heruntergespielt wird;
  • Vater-, Mutter- und Geschwisterkomplexe

Wie werden Komplexe gebildet?

Komplexe können schon früh im Leben durch traumatische Erlebnisse – entweder durch ein einzelnes Ereignis oder durch wiederholte Ereignisse – gebildet werden, bevor sich das Ich etabliert hat. Die Komplexe, die sich bilden, basieren auf der eigenen Wahrnehmung dieser Ereignisse, die von der Realität abweichen kann. Sie bilden sich typischerweise um eine intensive Emotion wie Angst oder Traurigkeit herum, die aus einer Art Beziehungstrauma herrührt, z. B. dem Verlassenwerden durch einen geliebten Menschen. Komplexe können auch durch negative Einflüsse von Eltern, Lehrern, Kultur und Gesellschaft sowie durch Träume und Phantasien entstehen.

Der Schatten (die dunkle Seite der Persönlichkeit)

Der Schatten ist ein Komplex, der aus all den verdrängten Ideen besteht, die wir nicht bewusst erleben, die aber tatsächlich Teil unserer Persönlichkeit sind. Der Schatten ist nicht unbedingt minderwertig oder schlecht, aber er kann in Konflikt mit den Idealen des bewussten Verstandes stehen.

Wenn Ihr bewusster Verstand Sie zum Beispiel als freundlichen und großzügigen Menschen sieht, dann haben Sie vielleicht einen Schatten, der aus egoistischen und aggressiven Gedanken besteht, die Sie normalerweise unterdrücken, damit sie Ihr ideales Verhalten nicht beeinträchtigen. Der Schatten kann als Aufbewahrungsort für inakzeptable Impulse und Eigenschaften angesehen werden. Wenn Sie Ihre Geschichte schreiben, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass es oft unangenehm sein wird, sich mit diesem Komplex zu beschäftigen, weil er dem widerspricht, was wir gerne über uns selbst (und unsere Figuren) denken würden.

Das Ego ist das Zentrum des Bewusstseins und hat keinen direkten Zugang zum Unbewussten. Den Schatten hingegen kann man sich am besten als einen Speicher für gesellschaftlich inakzeptable Ideen, Impulse und Wünsche vorstellen. Er ist mehr als nur eine dunkle Seite der Persönlichkeit: Alle negativen Anteile unserer Persönlichkeit, die wir verleugnen oder verdrängen, sind dort ebenfalls gespeichert. Der Schatten enthält auch Elemente, die uns verborgen sind, weil sie uns nicht vertraut sind. Jung nannte dies „das unbekannte Wesen in uns, das zugleich fremd und vertraut ist“.

Archetypische Komplexe (psychische Strukturen)

Die Archetypen stehen in Verbindung mit den unbewussten Komplexen. Die folgenden Archetypen können den Komplexen zugeordnet werden:

  • Das Selbst: Das Selbst ist das Zentrum und der Grund der Psyche, der zentrale Archetyp der Individuation (Individuation ist der Prozess, durch den eine Person sich ihrer selbst bewusster wird und sich psychologisch integriert), der alle psychischen Manifestationen zusammenführt, so dass sie als eine Einheit erlebt werden können. Sie wird oft durch einen Kreis oder eine Kugel symbolisiert, die für Totalität und Ganzheit stehen.
  • Die Anima/Animus: Die Anima ist ein Bild im männlichen Unbewussten, das der wahren Natur oder inneren Weiblichkeit des Mannes entspricht, während der Animus der inneren männlichen Natur der Frau entspricht. In seinem positiven Aspekt drückt er sich durch Weisheit und Liebe aus; in seinem negativen Aspekt kann er besitzergreifend, eifersüchtig und rachsüchtig sein.
  • Die Mutter: Der Mutterarchetyp steht für Fruchtbarkeit, Geburt, Sexualität und Pflege; er hat das negative Potenzial, verführerisch oder verschlingend zu sein.
  • Der Archetyp des Kindes: Dieser Archetyp repräsentiert neugeborene Potenzialität, die darauf wartet, sich aus tieferen Schichten des Geistes ins Bewusstsein zu entfalten.
  • Der Archetyp des weisen alten Mannes/der weisen alten Frau. *Dieser Archetyp verkörpert Erfahrung in Weisheit; er kann im Traum als Lehrer oder Mentor oder als gottähnliche Figur erscheinen.
  • Der Archetyp des Tricksters: Trickster lehren uns, indem sie – manchmal unbewusst – Regeln brechen, können aber auch für eine Aufblähung des Egos stehen, wenn wir unsere Bedeutung im Vergleich zu universellen Wahrheiten überschätzen.
  • Der Dämonenarchetyp: Dieser Archetypus steht für irrationale Kräfte, über die wir wenig Kontrolle haben, die aber gezähmt werden können, wenn sie nicht unterdrückt werden.