Die PSI-Theorie ist ein Persönlichkeitsmodell, das auf 25 Jahre Forschung am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München und an der Universität Osnabrück zurückgeht. Es zielt darauf ab, die Frage zu beantworten: Was steuert unser Verhalten?

Kern des PSI-Theorie ist ein Handlungskontrollmodell, das individuelles Verhalten durch das Zusammenspiel verschiedener psychophysiologischer Gehirnprozesse erklärt. Diese Prozesse wurden erstmals durch ein hochdifferenziertes psychologisches Testverfahren messbar gemacht. Moderne neurobiologische Bildgebungsverfahren (Visualisierung der Hirnaktivität), die erst seit etwa 20 Jahren Hirnprozesse sichtbar machen, bestätigen Kuhls Theorie. Hierdurch konnten die handlungssteuernden Funktionen der Persönlichkeit erstmals wissenschaftlich eindeutig abgeleitet werden.

Die PSI-Theorie ist eine Theorie, die erklärt, warum Menschen die Welt auf eine bestimmte „Art und Weise“ wahrnehmen und warum sie sich wie in ihr verhalten. Sie erklärt die unmittelbaren ersten Reaktionen auf Situationen und Reize und gibt Handlungsempfehlungen, um „unliebsame“ erste Reaktionen durch das Erlernen einer hilfreichen zweiten Reaktion zu „ersetzen“. Die Theorie beschreibt die Systeme, deren Gleichgewicht für den persönlichen Erfolg und das Wohlbefinden relevant ist.

Intuitive Verhaltenssteuerung (IVS)

Die intuitive Verhaltenssteuerung (IVS) ist ein System, das es Menschen ermöglicht, auf ihre Verhaltenskontrolle zuzugreifen und sie für die Umsetzung von Absichten verfügbar zu machen. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, ist dies ein ziemlich wichtiges System – es ist das, was die Menschen tatsächlich etwas tun lässt!

Es handelt sich um eine Reihe von mentalen Prozessen, die weitgehend unabhängig vom bewussten Denken sind. Es ist für die meisten unserer Entscheidungen im Leben verantwortlich, z. B. beim Autofahren oder beim Kochen des Abendessens.

Ein Beispiel dafür ist der Stroop-Effekt: Wenn ein Wort in einer anderen Farbe geschrieben ist als es bedeutet, kann es länger dauern, bis man die Farbe benennt, als wenn man die Farbe des Objekts selbst benennen würde. Dieses Phänomen zeigt, dass wir Informationen schnell und automatisch verarbeiten, auch wenn es keinen Sinn ergibt – und es ist nur ein Beispiel dafür, dass unser Verstand intuitiv und nicht rational arbeitet.

Die intuitive Verhaltenssteuerung kann in drei Schritte unterteilt werden:

  1. Intentionen müssen festgelegt werden. Das bedeutet, eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, was man als Nächstes tun will.
  2. Die Hemmung der Verbindung zwischen dem Verstand (IG) und dem IVS muss beseitigt werden. Der IG ist für die Ausführung von Absichten optimiert, aber er kann nicht auf die Verhaltenssteuerung zugreifen, ohne mit dem IVS kommunizieren zu können.
  3. Das IVS ist für die Ausführung von Intentionen optimiert und hat Zugang zur Verhaltenskontrolle, sobald es durch die Beseitigung der Hemmung von seiner Verbindung mit dem IG befreit wurde.

Intentionsgedächtnis (IG) – Verstand

Das Intentionsgedächtnis ist der Ort, an dem Pläne und Absichten gespeichert werden. Es arbeitet analytisch, logisch und Schritt für Schritt (sequenziell). So ist es optimal darauf eingestellt, geplante Handlungsschritte vorzubereiten. Dies ist besonders wichtig, wenn Absichten nicht sofort umgesetzt werden können, weil eine passende Gelegenheit fehlt oder ein Problem gelöst werden muss. Die Konfrontation mit Schwierigkeiten, Hindernissen oder Zielkonflikten führt zur Aktivierung des Intentionsgedächtnisses, denn das Ziel muss so lange aufrechterhalten werden, bis eine Lösung oder eine passende Gelegenheit gefunden ist. Mit anderen Worten: Im Absichtsgedächtnis speichern wir unsere Pläne und Absichten, damit wir uns später an sie erinnern können, wenn wir sie brauchen!

Der Verstand ist ein absichtliches Gedächtnissystem, das auch einen sprachlichen Teil umfasst, der vom linken präfrontalen Kortex unterstützt wird. Der Verstand signalisiert „STOPP“ und muss zunächst verarbeitet werden, bevor eine Handlung ausgeführt werden kann. Wenn diese Hemmung nicht funktioniert, wird das Verhalten zu impulsiv und rücksichtslos. Wenn die Hemmung unüberwindbar ist, kann es zu einem Aufschieben oder „Vergessen“ der Ausführung des Vorhabens kommen (siehe Prokrastination).

Extensionsgedächtnis (EG)

Das Extensionsgedächtnis ist der Teil Ihres Verstandes, der alle Ihre Erfahrungen und Werte speichert, aber nicht in analytischer Form. Es handelt sich vielmehr um ein ganzes Netzwerk impliziten Erfahrungswissens, in das viele Einzelaspekte und Randbedingungen gleichzeitig integriert werden können. Das EG ist auch ein Erfahrungssystem, das einen Überblick über alle Lebenserfahrungen gibt, die im Moment relevant sein könnten.

Die wichtigste Komponente Ihres Erweiterungsgedächtnisses ist das Selbst – der Teil, der sich auf Sie bezieht, mit Ihren Bedürfnissen, Ängsten, Vorlieben, Werten und vergangenen Erfahrungen. Die Farbe Gelb symbolisiert dies; Sonne und Herz gehen zu Ihnen hinaus; und Sie haben den Überblick über das Innen und Außen.

Objekterkennungssystem (OS)

Das Objekterkennungssystem im Rahmen der PSI-Theorie, ermöglicht die bewusste Registrierung einzelner Sinneseindrücke. Es rückt damit isolierte Aspekte der inneren oder äußeren Welt in den Vordergrund und lenkt die Aufmerksamkeit besonders auf Neues, Unerwartetes oder Fehler. Im Alltag sprechen wir von „Objekten“, wenn wir nicht die ganze Komplexität einer Person oder Sache sehen, sondern nur Details, die aus ihrem Kontext herausgelöst sind.

Die Herauslösung eines Objekts aus dem Gesamtzusammenhang ist aber wichtig, um Gefahren in ganz anderen Zusammenhängen wahrzunehmen und später zu erkennen. Wenn eine ängstliche Stimmung vorherrscht, wird die Objekterkennung daher gerne mit einer besonderen Aufmerksamkeit für Details kombiniert, die Gefahr signalisieren oder aus einem unbekannten Grund unerwartet oder unpassend sind. Die Farbe Blau symbolisiert die „Gefahr des Winterblues“.