Gar keine Frage: Jeder Mensch kann wieder selbstbewusster werden.  Jedes Kind ist von Natur aus selbstbewusst. Oft verlernten die Menschen ihr Selbstbewusstsein im Laufe der Kindheit und durch unerfreuliche Erlebnisse. Wenn Eltern ihre Kinder mit verschiedenen Arten von Liebesentzug bestrafen, hat diese Methode der Erziehung schwerwiegende Folgen.

Kinder übertragen diese Strafe automatisch auf ihre eigene Person. Sie beladen ihr selbst mit Schuld, wenn sie in den Augen der Erwachsenen falsch handeln. Um dem Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung nachzugehen, beschneiden Kinder ihr natürliches Auftreten, indem sie sich zusätzlich mit Verzicht abstrafen. 

Selbstvertrauen, Selbstwert und Selbstachtung leiden in Folge. Kurzum, das „Selbstbewusster werden“ stagniert. Dabei denken die Eltern, dass sie das Richtige tun. Sie lernten von ihren Eltern, wie man Kinder erzieht. Ein Teufelskreis, aus dem es lohnt, sich freizuschwimmen, um wieder selbstbewusster zu werden.

 An diesem Punkt setzt die kognitive Verhaltenstherapie an. Sie aktiviert das unter Autorität vergrabene Wachstum.

Kognitive Verhaltenstherapie – Anker und Hoffnung

Gefühle von Scham, Angst vor Ablehnung und der Gedanke, nicht gut genug zu sein, mindern das Selbstbewusstsein. Diese Gedanken und daraus resultierenden Handlungen wurden von klein auf getrimmt. Als schrecklich empfundene Erlebnisse werden im Laufe der Jahre auf die gleiche anerzogene Weise verarbeitet.

Die kognitive Verhaltenstherapie hilft, den inneren Zensor aufzurütteln und ihn in neue Bahnen zu lenken. Während Kinder erfahren, ihre Probleme „mehr oder weniger“ allein gelassen in den Griff zu bekommen, greifen sie nach Lösungen, die im akuten Moment schnell Linderung versprechen. Die dadurch entstandenen Bewertungen von Emotionen brennen sich in die Informationsverarbeitung (Kognition) ein und steuern das Verhalten.

Das Gefühl von zugeschnürt sein, setzen sich wie Knoten im Körper fest. Der Wunsch, selbstbewusster zu werden – aber der verheerende Glaube, etwas nicht zu können – ziehen die Schnüre immer fester. Dazu schämen sich viele Menschen, unzureichend sowie der Hilfe nicht wert zu sein. Ihr Inneres einem Fremden gegenüber offenzulegen, empfinden sie als mindestens genauso schlimm wie ihr Leiden.

Selbstbewusster zu werden, erfordert nur einen Schritt.

Diese Hürde zu meistern, lohnt sich. Alle vorgenannten Bedenken diktiert der gestrenge Zensor, der das schwach gewordene, bewusste Selbst nach Belieben ausnutzt. Diesen Umstand zu ändern, um selbstbewusster zu werden, erfordert Mut. Doch die kleinste Portion Mut erteilt den Startschuss zu einem freien und erfüllten Leben. Die kognitive Verhaltenstherapie geht den hinderlichen Stolpersteinen auf den Grund.

Sie tastet sich langsam zu den negativen Gedankengängen und Einstellungen vor und zeigt auf, wie mögliche Alternativen aussehen. So wie der Mensch als Kind ganz unbefangen auf andere zugeht, ohne im Voraus etwas befürchten zu müssen.

Beispiel: kognitive Verhaltenstherapie

Stellen Sie sich vor, als Kind stießen Sie einmal einen Kaffeepott um.

Die schwarze Brühe floss auf die schöne, weiße, gebügelte Tischdecke und der Besuch klingelte gleich. Oder das Getränk plätscherte auf den Boden der frisch geputzten Küche und nun war die ganze Arbeit des Elternteils umsonst. Egal, welche Strafe sie erhielten, ob lautes Gebrüll: „Du böses Kind, das gibt Stubenarrest“, oder: „Das wischst du jetzt auf, sofort! Sonst bekommst du kein Abendbrot“. Dieser Augenblick brannte sich tief in die Seele ein.

  • Sie leisteten die Strafe ab, fühlten sich ungerecht behandelt, aber mieden in Zukunft so weit wie möglich den Kaffeepott.

Vielleicht sogar, wenn der Becher leer war. Aus Angst vor einer erneuten Strafe (gar nicht auszudenken, wenn das Ding kaputtgeht!) – und aus dem Gefühl heraus, unfähig zu sein (Umstoßen darf nicht noch einmal passieren!) – verloren Sie gegenüber diesem Gegenstand ihr Selbstbewusstsein.

  • Später wurden aus einem Kaffeepott schleichend alle Kaffeepötte der Welt.

Das dunkle Heißgetränk schmeckt Ihnen nicht und Sie können nicht sagen, aus welchem Grund. Doch sitzen Sie mit jemandem Fremden in einem Café, kocht überraschend ein merkwürdiges Gefühl in Ihnen hoch:

  • Erst leichtes Zittern, plötzlich klemmt ein dicker Stein in der Brust und die Luft droht Ihnen auszugehen.

Alles Anzeichen dafür, dass der verschüttete Kaffee tief in ihrer Emotion verankert arbeitet. Der innere Zensor greift diese Information auf, bewertet die Situation und signalisiert, wie Sie reagieren sollen: Panik! – dabei liegt der Zensor vollkommen falsch. Er hat es nur so schön bequem mit dieser Vorstellung, weil er an sie gewöhnt ist.

  • Die kognitive Verhaltenstherapie holt den Verursacher an die Oberfläche.

Knoten für Knoten werden aufgeknüpft, bis Sie beim Kaffeepott und der Strafe in der Kindheit landen. Dann geht’s zur Sache: Herausforderung und Aufbau „innerer Fäuste“ warten auf Sie, um selbstbewusster zu werden.

Im Zuge der kognitiven Verhaltenstherapie besorgt der Therapeut einen Kaffeebecher, der genauso aussieht wie ihr erinnertes Exemplar. Den Pott stellt er Ihnen direkt vor die Nase. Mit dem Unterschied, dass sie damit machen dürfen, was sie wollen!

Sie schenken Kaffee ein, wenden sich angewidert ab und kippen das Getränk zaghaft in den Ausguss. Ordentlich und anständig, aber gehemmt. Im Verlauf dieser Übung werden Sie mutiger, und Sie lassen Kaffee auf den Boden tropfen, bis zu einer Riesenpfütze. Letztlich beschmutzen Sie weiße Tischtücher, so viele Sie wollen.

  • Der innere Zensor schaut dem Spiel zu und muss sich umorientieren, denn Ihr Selbstbewusstsein ist bereits stärker als er.

Mit der Zeit gewöhnt der Furcht einflößende Gedankenmacher sich an ihr Verhalten und gibt Entwarnung. Ihr Meisterstück des wiedergewonnenen Selbstbewusstseins absolvieren Sie, indem Sie den Kaffeepott mit aller Kraft und Freude auf den Boden knallen. Nichts passiert; im Gegenteil, Sie hatten Spaß daran und fühlten sich gut dabei. Nach dieser Erfahrung sitzen Sie in einem Café und Sie lächeln.